Positionspapier

KI im Krieg senkt die Tötungshemmschwelle

Positionspapier vorgestellt für die Aufklärung der Öffentlichkeit und als Grundlage für weitere Diskussionen und politische Forderungen.

- Rainer Rehak

CC BY-SA Palestinian News & Information Agency (Wafa) in contract with APAimages

29.4.2024 – Expert:innen im Bereich unbemenschter Systeme fordern, die Praxis des „Targeted Killing“ mit unterstützenden KI-Systemen als Kriegsverbrechen einzustufen. Die derzeitige Nutzung von intelligenten Systemen und Mensch-Maschine-Schnittstellen in geheimdienstlichen und militärischen Sicherheitsapparaten muss gestoppt werden.

Aktuelle Berichte über den Einsatz von KI und intelligenten Waffensystemen in der derzeitigen militärischen Eskalation in Nahost haben verschiedene Expert:innen im Bereich von Informatik und unbemenschten Waffensystemen herausgefordert, sich mit dem aktuellen Missbrauch komplexer informationsverarbeitender Systeme (KI) bei militärischer Gewaltanwendung auseinanderzusetzen.

Sie stellen nun ein Positionspapier vor, das der Aufklärung der Öffentlichkeit und als Grundlage für weitere Diskussionen und politische Forderungen dienen soll.

Die technisch erzeugte Dehumanisierung in derzeit geführten Kriegen und Konflikten weltweit muss gestoppt werden. Ein Schutz der Zivilbevölkerung kann durch die sinkende Hemmschwelle beim Einsatz komplexer informationsverarbeitender Systeme immer weniger gewährleistet werden“, sagt Christian Heck vom Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) e. V.

Aus ihren Recherchen schließen die Expert:innen, dass eine klare Trennung von menschlicher und maschineller Handlungs- und Entscheidungsmacht schon heute in den häufigsten Fällen nicht mehr zu setzen sei. Sie beobachten, dass Kontrollmechanismen für informationstechnische Dual Use Güter und für halbautonome und autonome Waffensysteme immer schwieriger umzusetzen sind.

Kritik üben sie auch an den derzeitigen Regulierungsbestrebungen. „Wir sehen in den derzeitigen europäischen Regulierungsversuchen bei Forschung, Design und Gebrauch von KI-Technologien eine Leerstelle im militärischen und sicherheitsbehördlichen Gebrauch. Weder der AI-Act noch der aktuelle Entwurf für die KI-Konvention bieten hierfür Schutz- und Rechtsrahmen. Im Gegenteil: Sie sehen mehrere Klauseln für breite Ausnahmen bei der Entwicklung und Anwendung im Bereich der 'nationalen Sicherheit' vor“, so Rainer Rehak, Ko-Vorsitz des FIfF.

Pressekontakt

Für den AK gegen bewaffnete Drohnen:

  • Susanne Grabenhorst <s (dot) grabenhorst (ät) jpberlin (dot) de>

Für das FIfF:

  • Rainer Rehak <rainer (dot) rehak (ät) fiff (dot) de>

Für die IMI:

  • Christoph Marischka <imi (ät) imi-online (dot) de>

Hier die Stellungnahme im Volltext als PDF:

Das Cover des Positionspapiers

CC By 4.0 FIfF

Download (PDF)

Weitere Informationen und Materialien

Interviews

Texte

Vorträge, Workshops, Hearings und weitere Diskussionsveranstaltungen

Dazu passende Themen

Eine Drohne vom Typ „Reaper“ fliegt am Himmel. Unten sind Raketen erkennbar.

Frieden, Rüstung und Informatik

Wie schon die ersten Computer wird Informations- und Kommunikationstechnik in der Rüstung genutzt. Das FIfF setzt sich seit seiner Gründung und seit über zehn Jahren mit seiner Cyberpeace-Kampagne für die Ächtung von Cyberkrieg und für ein Verbot tödlicher halbautonomer und autonomer Waffen ein. Das FIfF wendet sich gegen Krieg und seine... Wie schon die ersten Computer wird Informations- und Kommunikationstechnik in der Rüstung genutzt. Das FIfF setzt sich seit seiner Gründung und seit über zehn Jahren mit seiner Cyberpeace-Kampagne für die Ächtung von Cyberkrieg und für ein Verbot tödlicher halbautonomer und autonomer Waffen ein. Das FIfF wendet sich gegen Krieg und seine...

Vertiefendes zu diesem Thema

Sonnenlicht fällt durch eine weiße Taube mit ausgebreiteten Flügeln. Im unscharfen Hintergrund graue Hochhauswand mit Kabeln und Klimaanlagen.

Frieden

Sich für Frieden einzusetzen, ist eine Kernaktivität des FIfF seit der Gründung 1984. Anfangs wurde die Thematik intensiv im Arbeitskreis Rüstung und Informatik (RUIN) bearbeitet, inzwischen liegt der Fokus auf der Cyberpeace-Kampagne. Sich für Frieden einzusetzen, ist eine Kernaktivität des FIfF seit der Gründung 1984. Anfangs wurde die Thematik intensiv im Arbeitskreis Rüstung und Informatik (RUIN) bearbeitet, inzwischen liegt der Fokus auf der Cyberpeace-Kampagne.

Vertiefendes zu diesem Thema

Die Cyberpeacetaube - eine Aus leiterbahnen geformte Friedenstaube. Das Logo des FIfF und der Kampagne Cyberpeace.
Themenkampagne

Cyberpeace

Cyberpeace ist die Bezeichnung einer vor über zehn Jahren gestarteten Kampagne des FIfF. Als Thema verweist der Begriff auf ein Gegenkonzept zum Cyber- und Informationskrieg im engeren Sinne und allgemeiner auf alle Anstrengungen gegen Krieg und seine Digitalisierung. In letzter Zeit bedeutet das zunehmend, sich mit der Anwendung von Künstlicher... Cyberpeace ist die Bezeichnung einer vor über zehn Jahren gestarteten Kampagne des FIfF. Als Thema verweist der Begriff auf ein Gegenkonzept zum Cyber- und Informationskrieg im engeren Sinne und allgemeiner auf alle Anstrengungen gegen Krieg und seine Digitalisierung. In letzter Zeit bedeutet das zunehmend, sich mit der Anwendung von Künstlicher...

weiterlesen

Ein neuronales Netz kommt aus der Spitze eines Elfenbeinturms, über den Köpfen einer Menge von Menschen. Einige von ihnen greifen nach oben, um zu versuchen, die Kontrolle zu übernehmen und das Netz zu sich herunterzuziehen. Aquarellierte Illustration.

Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine immer größere Rolle in allen gesellschaftlichen Bereichen. Damit sind viele Chancen verbunden, aber auch große Risiken. Das FIfF setzt sich kritisch mit den Entwicklungen im KI-Bereich auseinander. Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine immer größere Rolle in allen gesellschaftlichen Bereichen. Damit sind viele Chancen verbunden, aber auch große Risiken. Das FIfF setzt sich kritisch mit den Entwicklungen im KI-Bereich auseinander.

Vertiefendes zu diesem Thema