Konferenz „Bits & Bäume“: Bündnis fordert nachhaltige Digitalisierungspolitik

- Rainer Rehak

Die Digitalisierung muss so gestaltet werden, dass sie dem Gemeinwohl und Frieden dient, Datenschutz ernst nimmt und soziale und ökologische Ziele gleichermaßen fördert. Dies forderte ein Bündnis von zehn Organisationen aus Umwelt- und Netzpolitik, Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft gestern zum Abschluss der Konferenz „Bits & Bäume“ in Berlin. Eine nachhaltige Digitalisierung ist machbar, aber ihre Gestaltung dürfe nicht alleine Politik und Wirtschaft überlassen werden. Zivilgesellschaft und kritische Wissenschaft müssten diese nachhaltig mitgestalten, so die Veranstalter. An der bislang größten Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit nahmen am vergangenen Wochenende mehr als 1.700 Nachhaltigkeits- und Umwelt-Engagierte sowie Netzaktivist*innen teil.

Demokratie, Entwicklungs- und Handelspolitik, sowie Datenschutz

Es gilt, die politische Regulierung der Digitalisierung auf das Gemeinwohl – also auf umwelt-, sozial- und entwicklungspolitische Ziele hin – auszurichten“, fordert Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. „Messen lassen muss sich die Digitalisierung daran, ob sie konkrete Beiträge zum Schutz der Menschenrechte, für die Klimaschutzziele und zur Beendigung von Hunger und Armut leistet. Sie muss demokratische Prozesse unterstützen und nicht unterhöhlen, Teilhabe und Diskurs zwischen verschiedenen Teilen der Zivilgesellschaft ermöglichen, offene Innovationen und zivilgesellschaftliches Engagement fördern. Eine Technik, die die Struktur des öffentlichen Raumes maßgeblich bestimmt, muss als öffentliches Gemeingut begriffen werden.

Die Veranstalter betonen: Da die materiellen Ressourcen der Digitalisierung in großem Maße aus dem globalen Süden kommen, muss die Technologie-Branche verpflichtet werden, in Fragen der Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit die Prinzipien menschenrechtlicher und ökologischer Sorgfaltspflichten in den Abbau- und Produktionsländern konsequent anzuwenden.

Auch bei Datenschutz und Kontrolle von Monopolen sehen die Organisationen dringenden Handlungsbedarf: Der Schutz vor Manipulationen sei ebenso wie eine informationelle Selbstbestimmung essenziell für freie und demokratische Gesellschaften. Bestehende Monopole kommerzieller Plattformen müssten gebrochen werden, um zu erreichen, dass sich eine selbstbestimmte digitale Wirtschaft entwickeln kann.

IT-Sicherheit, Langlebigkeit von Software und Hardware

Weitere Forderungen stellen die Organisationen an die IT-Sicherheit und Langlebigkeit von Software und Hardware. Technische Geräte sollen reparier- und recyclebar sein und Hersteller verpflichtet werden, Ersatzteile für alle anzubieten. „Eine nachhaltige Digitalisierung erfordert auch, das Wissen über technische Informationen zu öffnen. Endet der Support für ein Gerät, muss der Quellcode der Software open source weiterentwickelt werden können, um die Lebensdauer von Geräten zu erhöhen“, sagt Nadine Evers, Geschäftsführerin der Open Knowledge Foundation.

Weitere Informationen

Bits & Bäume – Die Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit

„Bits & Bäume“ war das bisher größte Treffen von Nachhaltigkeits- und Umwelt-Engagierten sowie Netzaktivist*innen. Mehr als 1.700 Teilnehmende und Beteiligte diskutierten in über 130 international besetzten Panels, Talks, Workshops und bei einem breiten Rahmenprogramm gemeinsam über Lösungen zur Gestaltung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Digitalisierung.

Veranstalter der Konferenz

„Bits & Bäume“ wurde von zehn Partnerorganisationen aus Umwelt- und Netzpolitik, Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft gemeinsam ausgerichtet:

  • Brot für die Welt
  • Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
  • Chaos Computer Club e.V. (CCC)
  • Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
  • Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. (FIfF)
  • Germanwatch e.V.
  • Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
  • Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V.
  • Open Knowledge Foundation Deutschland e.V. (OKF)
  • Technische Universität Berlin

Die Veranstaltung wurde gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und über die Förderung von Projekten einzelner Trägerkreisorganisationen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) kofinanziert. Medienpartner ist netzpolitik.org, die Plattform für digitale Freiheitsrechte.

Pressekontakt

Person: Nina Prehm Telefon: 030/884594-48 E-Mail: presse [ät] bits-und-baeume.org

Über das FIfF

Das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) e. V. ist ein deutschlandweiter Zusammenschluss von Menschen, die sich kritisch mit Auswirkungen des Einsatzes der Informatik und Informationstechnik auf die Gesellschaft auseinandersetzen. Unsere Mitglieder arbeiten überwiegend in informatiknahen Berufen, vom IT-Systemelektroniker bis hin zur Professorin für Theoretische Informatik. Das FIfF wirkt in vielen technischen und nicht technischen Bereichen der Gesellschaft auf einen gesellschaftlich reflektierten Einsatz von informationstechnischen Systemen zum Wohle der Gesellschaft hin. Zu unseren Aufgaben zählen wir Öffentlichkeitsarbeit sowie Beratung und das Erarbeiten fachlicher Studien. Zudem gibt das FIfF vierteljährlich die „FIfF-Kommunikation – Zeitschrift für Informatik und Gesellschaft“ heraus und arbeitet mit anderen Friedens- sowie Bürgerrechtsorganisationen zusammen. Hier finden sich unsere 10 Werte.

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Bits & Bäume

Bits & Bäume ist Bewegung, Community und Bündnis zum Thema Digitalisierung, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit. Das Bündnis ist ein Zusammenschluss von Expert:innen aus 13 Organisationen aus den Bereichen Umwelt-, Klima-, Digital- und Entwicklungspolitik und Wissenschaft. Bei Konferenzen, Events, Publikationen und Forderungen ist das FIfF... Bits & Bäume ist Bewegung, Community und Bündnis zum Thema Digitalisierung, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit. Das Bündnis ist ein Zusammenschluss von Expert:innen aus 13 Organisationen aus den Bereichen Umwelt-, Klima-, Digital- und Entwicklungspolitik und Wissenschaft. Bei Konferenzen, Events, Publikationen und Forderungen ist das FIfF...

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